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Osterbotschaft von Pfr. Matthias Rosenberger

Verehrte Mitchristen, ist der Tod nur als Randerscheinung des Lebens zu betrachten? Solange er nicht gezwungenermaßen auf der Tagesordnung steht, scheint der Gedanke an ihn doch nur Zeitverschwendung zu sein. Welcher Lebensgewinn sollte auch darin liegen, sich mit den letzten Fragen zu beschäftigen?

Ist dem wirklich so? Oder gilt nicht vielmehr umgekehrt: Es ist ja gerade von Bedeutung für das Leben, welche Deutung ich dem irdischen Lebensende, dem Tod zuspreche.

An Ostern, dem Fest aller Feste unseres Glaubens geht es genau darum:

Da lassen wir dieses vermeintlich leidige Thema von Leben und Tod an uns heran, indem wir nicht davor den Kopf in den Sand stecken, sondern die Hoffnung des Ostermorgens feiernd hoch halten, die seit 2000 Jahren das Eigentliche - das Herzzentrum unseres Glaubens ist und ihn am Leben hält.

Dieses „am Leben halten“ meint durchaus auch uns an dieses Leben zu halten. Mit unserem Einsatz im sozialen, humanitären und gesellschaftlichen Engagement und doch ist die Lebensperspektive für uns damit noch nicht ausgeschöpft.

Ich glaube an … die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Das ist nicht nur der Schlusssatz, das ist der Hauptsatz unseres Glaubensbekenntnisses, darauf läuft alles hinaus. So ist uns Christen das Osterfest nicht Frühlingszeremonie, mit der wir dem aufbrechenden Leben in der Natur huldigen. Wir huldigen am Osterfest einem anderen Lebenserwachen, einem, das nicht aus dem Rhythmus der Erde erwächst, sondern himmlischer Natur ist:

Gerade im Sterben, wo wir Menschen am meisten geerdet sind, hoffen wir auf ein ÜBERleben, nicht im Sinne noch einmal davon zu kommen, sondern im Entgegenkommen des Ewigen. Man kann sich eben nicht den letzten Fragen stellen, ohne die Frage nach Gott zu stellen. Und dabei ist das entscheidend und unterscheidend Christliche:

Für uns ist glaubhaft, dass Wesentliches vom Wesen Gottes sich ganz menschlich gezeigt und in einem Menschen angesichtig geworden ist.

Für uns ist glaubhaft, dass dieser Jesus aus Nazareth eben nicht nur Einer in der Reihe von Lichtgestalten der Menschheit ist, sondern dass in ihm mehr als nur beeindruckende Menschlichkeit zum Vorschein gekommen ist.

In ihm hat der Lichtblick der Ewigkeit irdische Gestalt angenommen und ausgerechnet in der „Götterdämmerung“ seines gewaltsamen Todes ist der Glaube an ihn als der Himmlische zum Leben erwacht, erfahren die Zeuginnen und Zeugen ihn in der Gestalt des Auferstandenenals den, der den Lichteinfall der Ewigkeit durch Tod und Sterben hindurch zum Leuchten bringt.

An der Gestalt des historischen Jesus gibt es eigentlich keine Zweifel. Dass in ihm aber auch das neue Leben Gestalt angenommen hat und in einem Zeitfenster nach seinem Tod Menschen damit in Berührung kommen konnten, daran hängt unsere ganze Hoffnung. Mag seine an den Tag gelegte Menschlichkeit und die bezeugten menschlichen Ideale auch auf breite Zustimmung stoßen, zur Reizfigur wird er erst dort, wo wir in ihm Göttliches erkennen und ihn auch als göttliches Wesen anerkennen. Es reizt zum Widerspruch und ist doch die einzige Erklärung: Seinen Tod am Kreuz nicht als ein Scheitern an den unbarmherzigen Realitäten der Welt zu sehen, sondern in seinem Tod, dem Scheitelpunkt der göttlichen Liebe zu dieser Welt zu erkennen. Was sich da durchgesetzt hat, ist nicht nach den Siegesmaßstäben dieser Welt. Um diesen Sieg zu verstehen, und den „Sieger“ zu sehen, konnte nicht die rein innerweltliche Sicht genügen. Es war wohl für die ersten Zeugen und Zeuginnen ein Ausblick viel größeren Ausmaßes. In den Ostererzählungen kann es deswegen auch nicht um objektive Beweisbarkeit gehen, sondern um zutiefst persönliche Erfahrungen. Pure Sachlichkeit würde da an der Wahrnehmung vorbeiführen. Glaube blendet ja die Kategorie des Wissens nicht aus, aber Glaube lässt sich auch nicht davon blenden, wie wenn das Wissen der einzige Zugang zur Wirklichkeit wäre.

Wir wissen das nicht„ - heißt noch lange nicht: „Das gibt es nicht oder das stimmt nicht“. Wer uns das weismachen will, der weiß vom Leben reichlich wenig, denn wie viel Kostbares erschließen wir uns durch die Wahrnehmung unserer Intuition und unseres Empfindens, das nicht schwarz auf weiß oder unter Mikroskop zu beweisen ist. Das beste und schönste Beispiel dafür ist die Liebe.

Ist der östliche Glaube nicht auch so zu verstehen: Er spricht ein Geschehen an, das nicht zu belegen, aber von der Sehnsucht des Herzens doch nachzuvollziehen ist.

Denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit…“ so schreibt ausgerechnet der große Atheist und Religionskritiker Friedrich Nietzsche. Steht uns Menschen nicht doch der Sinn danach, dass sich der große Ausblick in Richtung Lebenszukunft nicht im Tod verliert, dass wir nicht in die „Röhre“ eines lebensleeren Vakuums blicken müsen, sondern die Fülle allen Lebens erblicken werden.

Steht uns Menschen nicht doch der Sinn danach, unsere lieben Verstorbenen nicht ausgelöscht und erledigt zu sehen, sondern mit allem was wir an ihnen schätzen und lieben, aufgehoben?

Steht uns Menschen nicht doch der Sinn danach, dass Ungerechtigkeit, Leid und Unfrieden nicht das letzte Wort behalten, sondern dass sich doch einmal das Leben allein von seiner schönen, wahren, rechten und guten Seite zeigen wird. Wenn uns Menschen doch der Sinn nach alledem steht, dann ist die Hoffnung dafür nicht aufzugeben und nicht unsinnig. Im Ostergeschehen muss ich das irdische Leben nicht „für voll nehmen“, was es ja in seiner Begrenztheit nie sein kann. Dieses Dasein auf Erden ist eher eine Mischung aus Fülle und Leere, aus genug und zu wenig, aus Gewinn und Verlust. Christliches Osternfeiern bietet uns den Luxus einer Hoffnung, die nicht auf Kosten dieses irdischen Lebens geht, die nichts schmälert von dem, was uns dieses Leben auf Zeit bieten kann, sondern die es genau in allem Lebens- und Liebenswerten weitet in Gottes Unendlichkeit.

Gesegnete Ostern

als das Fest der Auferstehung des Herrn

und unserer Hoffnung auf Leben, das uns zu Gott führt,

das wünscht und erbittet

Ihr Pfarrer Matthias Rosenberger